Meerrettich 1x1
Botanische Einordnung
Meerrettich wird unter dem lateinischen Namen "Armoracia rusticana" geführt und ist eine winterstabile Wurzelstaude, die zur Familie der Kreuzblütler (lat. Cruciferae) gehört.
Geschichte
Der im 9. Jahrhundert aus Westasien über Südosteuropa zu uns gekommene "Übersee-Rettich" ist eines der schärfsten Gewürze (volksetymologisch darum auch als "mehr Rettich" verstanden), jedoch botanisch kein Rettich - stammt wie dieser aber zusammen mit Rüben, Kohl und Senf aus der selben Familie (franz. Raifort = Starkwurzel; engl.: horseradish von altem Hoarse / coarse = Scharfrettich). Eine andere Namensableitung kommt von Mähre (=Pferd); und demnach müsste er Pferderettich heißen; der englische Name "Horse-radish" träfe dann den Sachverhalt genauer.
Anbaugebiete
Traditionell ist Ungarn seit Jahrzehnten der größte Meerrettich-Rohwarenproduzent in Europa.
Weitere nennenswerte Anbaugebiete befinden sich in Österreich, Deutschland und Polen.
Anbau
Für den Anbau eignen sich am besten tiefgründige, mittelschwere und lehmige Böden
mit gutem Wasserangebot. Die Anpflanzung erfolgt im Frühjahr durch Setzlinge (auch sog. "Fechser"). Bei den Setzlingen handelt es sich um ca. 0,5 bis 1,5 cm starke Seitenwurzeln, die bei der Ernte im Herbst von der Hauptwurzel abgetrennt und auf ca. 30 cm Länge zugeschnitten werden. Etwa Mitte April bis Mitte Mai werden die bearbeiteten Setzlinge auf den Feldern in ca. 10 cm tiefe Furchen gelegt, jeweils im Abstand von 60 bis 80 cm, und mit Erde bedeckt.
Pflege
Die Pflege der Meerrettichwurzeln erfordert sehr viel Handarbeit. Etwa 4 - 6 Wochen nach dem Legen der Setzlinge werden sämtliche Kopftriebe von der Hauptwurzel entfernt. Dadurch wachsen keine "mehrköpfigen" Stangen, denn die Industrie verlangt vorwiegend "einköpfige".
Um möglichst glatte Stangen ohne Wurzelansätze zu erhalten, werden die Wurzeln ab ca. Anfang Juli freigelegt und die Seitentriebe mit dem Messer entfernt. Anschließend werden die Wurzeln wieder mit Erde bedeckt. Je nach Niederschlag muss der Boden mehrmals aufgelockert werden, um seine Verkrustung und Unkrautbildung zu vermeiden. Zur Düngung des Bodens wird heute Mineraldünger, in einigen Fällen kombiniert mit Stallmist, eingesetzt.
Ernte
Die Haupternte beginnt etwa Mitte Oktober. Da der Meerrettich froststabil ist, kann er bis zum Frühjahr im Boden belassen werden. Das Ausgraben der Wurzeln erfolgt mit speziellen Pflügen.
Gesundheitliche Aspekte
Seit Jahrhunderten wird Meerrettich als Heil- und Würzmittel geschätzt. Er besitzt mit 114 mg pro 100 g
doppelt so viel Vitamin C wie die Zitrone (100 g decken schon den Tagesbedarf; daher auch "bayerische Zitrone" genannt). Ferner enthält er physiologisch wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente.
Sein scharfer Geschmack ist auf die ätherischen Öle zurückzuführen. Die im Meerrettich enthaltenen Substanzen Allicin und Sinigrin haben eine antibiotische Wirkung. Meerrettich wird deshalb auch
als das "deutsche Penicillin" bezeichnet und in der Heilkunde eingesetzt, z.B. bei Erkältungen und
Darminfektionen. Die appetitanregende Wirkung von Meerrettich ist allgemein bekannt.
Genussempfehlungen
Meerrettich passt hervorragend zu starken Aromen von Geräuchertem, Gegrilltem, zu Eiern und Salatsaucen; er würzt u.a. auch Mixed Pickles und Senfgurken.
Obstgemildert als Apfel-Meerrettich oder "Apfelkren" ist er ein absolutes Muss zu Tafelspitz. Rezeptanregungen finden Sie unter: www.scandia.de
Durchschnittliche Nährwerte
Spurenelemente, Mineralstoffe
und Vitamine:
Eiweiß: 2,8 g
verwertbare Kohlenhydrate: 11,7 g Ballaststoffe: 3,6 g
Natrium: 9,00 mg
Eisen: 1,40 mg
Kalium: 554,00 mg
Phosphor: 65,30 mg
Magnesium: 33,00 mg
Calcium: 105,00 mg
Vitamin B1: 0,14 mg
Vitamin C: 114,00 mg